Blaues Auge 2

Long time no see

 

Piet sagt, es geht um Waffen oder Drogen würde ich sagen.

Ohne Türen fliege ich nicht sage ich zu dem Fetten und greif mir eine Nuss aus dem Becher.

Raffael übersetzt.

Ich kaufe euch eine neue Tür sagt der Dicke.

Ich brauche sie bevor Baby losfliegt. Wir wissen wo sie ist aber können sie erst nach Sonnenaufgang hohlen. Dann muss sie noch befestigt werden. Wenn wir Glück haben sind wir morgen Mittag startklar. Bis dahin ist noch etwa Zeit und ich denke unser Boss will das nochmal mit uns Bereden.

Der Dicke springt auf. Wir müssen heute Nacht fliegen.

Er telefoniert mit seinem Handy, schwitzt, arbeitet mit Händen und Füßen, schlimmer als der Ventilator und schickt grausame Blicke zu uns rüber.

Werner sagt, die Sache stinkt. Das ist eine Nummer zu groß. Ich wollte mir das Geld an sich für ein Alter in Ruhe und Würde zurücklegen.

Ich sehe zu Piet. Piet lehnt sich zurück und krault sein Bart. Wir wollten doch nochmal Abenteuer. Hier ist es. Das kann man sich nicht aussuchen.

Werner versucht freundlich auszusehen. Und deine Kinder, ich meine…….

Piet sieht wieder in seine Innere Unendlichkeit, krault seinen Bart und schweigt.

Der Dicke brüllt zu uns rüber- heute Nacht. Ich zahle das doppelte.

Birger sagt, das heißt sie wollen gar nicht zahlen sondern uns massakrieren. Sie brauchen das Flugzeug um jeden Preis. Wer weiß wer denen im Nacken sitzt.

Ok, sage ich, wir schinden Zeit, lassen sie im guten Glauben, bauen die Türen ein und verschwinden mit hängenden Hosen durchs Fenster wenn sie gerade weg sehen.

Ich denke das ist es sagt Rafael. Ich wickele sie ein, so das sie hoffentlich nichts merken.

Und wenn sie uns einen Piloten Mitgeben, fragt Birger?

Dann lege ich ihn um und werfen ihn mitsamt der Kisten über den Jungel ab, sagte ich.

Killer sagt Werner, lacht trocken und schüttelt den Kopf.

Rafael streckt dem Fetten seine Hand hin. Unter einer Bedingung. Wir brauchen die Frachtklappe. Ohne reißt es uns die Maschine auseinander. Das Geld bekommen wir vor dem Start.

Der Fette tötet ihn mit Blicken. Keine Spur von Erleichterung. Nur Wut. Wir werden das Geld nie sehen. Und auch den übernächsten Tag nicht, wenn wir nicht rechtzeitig vom Acker sind. Sie brauchen uns nur noch um die Tür einzubauen und dann sind wir fällig. Fliegen können sie selber.

 

Wir sitzen im Laderaum von Baby. Die Hitze ist wie ein heißer Panzer. Zikaden machen ein Höllen Lärm. Im Flughafengebäude ist noch Licht.

Können wir nicht ohne Türen verschwinden fragt Raffael.

Glaubst Du man kann ein Heizkörper mit einem Reißzweck an der Wand befestigen fragt Werner lakonisch.

Rafael sieht uns grinsend alle der Reihe nach an. Also morgen Tür holen.

Wir brauchen Hilfe um die Luke vom Baum zu holen und hierher zu bringen, wendet Birger ein und wickelt sich eine Joint. Verdammte scheiße, jetzt ein guten Brandy.

Wer bleibt hier und passt auf die Maschine auf?

Piet hebt wortlos die Hand.

Du weißt wo die Knarre ist, frage ich ihn.

Ich kenne den Punkt an dem jedes Herz aufhört zu schlagen wenn ich ihn berühre.

Auch bei dem Fetten?

Keiner Antwortet. Jeder suchte sich eine Ecke. Ich übernehme die erste Wache, sage ich. Ich mag keine Überraschungen.

Werner weckt uns. Sterne über uns. Wir hören Motorengeräusche und sehen ein LKW hinter das Flughafengebäude Fahren. Zwei Pikups eskortieren ihn. Einer hat ein MG auf der Plattform.

Werner sagt, die Kisten.Der Dicke hat es wirklich eilig.

Ich sage zu Piet, wenn die Morgen schon was einladen wollen sagst du das ginge aus statischen Gründen nicht bevor die Türen drin sind. Mach Baby schlecht, sag ihm es ist eine alte Rostlaube und hat keine Fluggenehmigung mehr. Habe die erst mal eine Kiste hier drin schicken sie uns ihre Leute mit. Wahrscheinlich mit einer Tasche in der das Geld sein soll. Sie vertrösten uns bis zu Landung. Weil, da ist kein Geld drin. Wo soll das auch herkommen. Das stehen wir nicht durch. Und selbst zwei Leute an Bord lege ich nicht einfach um, abgesehen von möglichen Kollateralschäden an Baby. Mit zerschossener Hydraulik lässt sich schlecht fliegen. Also halte die Bande aus dem Flieger raus. Ich bin schon froh wenn wir hier starten und sie kriegen die Plane nicht schnell genug von ihrem scheiß MG.

Die Schwarzen waren ruck zuck wie die Affen in den Bäumen, hatten Seile mit, banden die Türen fest und ließen sie runter. Sah aus als machten sie das jeden Tag. Und dann schleppten wir alle. Birger faselte was von Fizgeraldo und das der ein Schiff genauso wie wir die Tür durch den Jungel geschleppt hat.

Piet saß in dem Loch was mal eine Ladeluke gewesen war, ließ die Beine baumeln und trank eine Tasse Kaffee. Er sah sich alles genau an. Den Jungel, die Bäume, die Blätter, die Echsen, die Mücken auf seinem Arm. An sich gab es nichts was er nicht höchst aufmerksam im Geiste sezierte. Auf das er nicht Antworten suchte, geheime Hinweise, Wahrheiten. Er saß da wie Gott der sein Werk prüft. Langsam drang etwas in seinen etwas abwesenden Geist der sich in seinem Universum von Synapse zu Synapse schwang. Jeeps. Ein , zwei drei Jeeps rasten vor das Flughafengebäude. Schwarze sprangen raus und stürmten rein. Kaki Hosen, Swetshirts, Caps, Tücher um den Kopf, Sonnenbrillen und Waffen. Einige liefen zu dem LKW rüber auf dem die Kisten waren. Sie rissen zwei Typen aus der Kabine, noch gelähmt vom Schlaf und schossen ihnen in den Kopf. Piets Augen wurden schwarz. Er suchte die Stelle an ihren Körpern die das Herz stehen ließen. Im Gebäude vielen gedämpfte Schüsse. Der Dicke sprang plötzlich halbnackt aus dem Fenster. Die gelbe Hose an seinen Knöcheln flatterte lustig hinter ihm her bis er ein Stockwerk tiefer aufschlug. Als er versuchte hochzukommen stürmten zwei Männer aus der Eingangstür. Sie hatten Maschinenpistolen. Aber anstatt sie zu benutzen, traten sie Fatty den Kopf ein und schrien ihm irgend etwas zu. Als sie fertig waren und durchatmeten,fiel ihnen Piet auf. Sie bemerkten das Flugzeug scheinbar zum ersten mal. Sie zeigten in Piet’s Richtung. Ein Schwarzer mit einem roten Kepie kam kam aus der Tür, gefolgt von weiteren Männer die Fattys Begleitern tot hinter sich herzogen. Er sah auf Fatty runter, bückte sich und riss im die Goldketten vom Hals. Fatty hob einen Arm. Kapie zog eine Pistole und schoss Fatty noch zweimal in den Kopf. Dann richtete er sich auf und sah zu dem Flugzeug.

Er entdeckte Piet in der Luke. Er fixiert ihn wie eine Schlange das Kaninchen und schlenderte langsam zu ihm rüber. Piet zählte 2 und 2 zusammen. Piet kroch in den Kopf unter dem roten Capy und dachte mit. Hörte das Gehirn des Schwarzen arbeiten. „Kleines Flugzeug, viele Kisten, zu viel für kleines Flugzeug. Großes Flugzeug transportiert alle Kisten. Also wartet es hier. Gehört zu dem Plan von dem Fetten“. Piet schlürfte den Kaffee und sah dem roten Kepie entgegen. Piet könnte jetzt über sein Leben nachdenken, warum sie diesen Scheiß überhaupt angefangen haben, ob das alles der Abschluss einer Erfüllung war, was seine beiden Kinder mal über Papa erzählen würden, ob sie ihn immer noch liebten nach langer Zeit. Aber Piet hatte nicht umsonst den 1500sten schwarzen Gürtel. Er suchte bei dem roten Kepie nach Punkt, der sein Herz stillstehen lassen würde und versank abwartend in sein Universum, weit ab von dieser Welt und doch ein Teil davon.

Rotes Käpie blieb vor Piet stehen und sah zu ihm hoch. Piet schmiss ihm sein Universums Blick entgegen. Die Blicke des roten Kepies glitten weg von Piet’s Augen und weiter über das Flugzeug. Langsam und genau. Es sah aus als würde rotes Kepie nichts mehr interessieren als diese verbeulte und zerkratze Hülle. Dann ließ er die Handflächen seiner schönen, schlanken Hände mit den rosa Handflächen über das Aluminium gleiten, dort wo die Tür die Nieten mit samt Schloss und Scharnieren raus gerissen war. Er ging zum Heck, klopfte ab und zu gegen Babys Hülle und hörte auf den Klang. Sanft fast zärtlich. Er kam zurück, tauchte unter Baby durch zur anderen Seite. Kam um den Bug der zum Himmel ragte wieder zurück. Er blieb im Schatten von Babys Flügeln stehen und betrachtete das Fahrwerk. Der schwarze Reifen war auf einer Seite Platt. Piet hatte zur Vorbeugung die Luft raus gelassen. Werner hatte ein Kompressor an Bord. Aber wer wusste das schon. Eins von Werners kleinen Schmankerln.

Das rote Kepie überlegte. Da tippte ihn etwas von oben auf die Schulter. Als er nach oben sah kam ihm etwas sehr schnell entgegen und schlug klatschend in sein Auge. Baby blutete schwarzes, fettes Öl.

Kepie wischte sich das Öl aus dem Auge. Sah nach oben zu dem ölverschmierten Motor, er sah rüber zu Piet und hob, so als bewundere er Baby, den Daumen. Klasse Flieger. Wirklich großartig. Seine Männer fingen an zu lachen. Kepie grinste und ging mit seinen Männern zurück zu den Pickups. Sie luden die Leichen auf den LKW mit Kisten. Der LKW verschwand hinter dem Flughafengebäude im endlosen Grün. Zwei Männer und Kepie bestiegen die Beeachcraft und rollten zum Anfang der Piste. Sie wendeten, die Motoren heulten gereizt auf, die Maschine fing an zu rollen, hoppste zwei drei mal bis sie wie eine Libelle in der heißen Luft hing und immer schneller werdend im diesigen Glast über den Bäumen verschwand. Piet nippte an seinem Kaffee.

 

Wir hatten Glück gehabt. Das Problem hatte sich von selbst gelöst. Währen wir mit unserer Karawane eher zurückgekommen oder Baby hatte noch die Türen gehabt, hätte Kapie sie vielleicht nicht für Schrot gehalten, seine Überlegungen getraut und auch uns die Köpfe eingetreten. Wer er war und was wirklich abging wussten wir nicht und haben es auch nicht erfahren. Aber das ist mit vielen Geschichten so. Das eine ist das Äußere und das andere das Innere einer Geschichte das vielen verborgen bleibt. Meistens leben wir von dem Äußeren einer Geschichte.. Mal ehrlich, wer entscheidet sich für eine Frau wegen ihrer inneren Werte. Dazu muß man erst so alt werden wie wir um das zu schätzen. Selbst wenn wir selten genug ein Bordell am Rande unserer verworrenen Pfade besuchen geht es weniger um Lust, eher um ein gutes Bett und der Wärme eines Körpers und der Zuwendung eines gekauften Blicks. Egal was wir tun solange wir bei Verstand sind, die Nächte bleiben ein gefährliches aber auch trauriges Zwischenreich über das wir wenig Macht haben. Ein nicht endend wollen sinnloser Kampf. Da ist es oft gut nicht alleine zu sein, egal wie sehr man seine Freunde liebt. Denn unsere Geschichten und Freundschaften haben oft eine gewisse, kratzige und lässige Sprödigkeit. Rituale deren Sinn so alt und oft auch unverständlich ist wie die Existenz der Menschheit. In diesen Geschichten sind Frauen der Auslöser, die Sehnsucht oder der Preis. Aber das ist zu schlicht gedacht. Sie haben etwas mit Wärme zu tun. Mit Berührung des Herzens. Und Männer machen sich oft vor, das brauchen sie nicht. Na ja wir machen es uns nur gegenseitig vor. Und kein Freund ersetzt eine Frau. Es sei den sie sind schwul.

Aber im Moment spielte das alles keine Rolle. Babys Motoren brüllten wie nackte Wut und ihre beiden Gummifüße trampelten den Staub aus der Piste das es eine Freude war. Werner starrte auf die Ladeluke und ihre neue Vernietung und Verschraubung. Doch, Werner sah cool aus und war sich seine Arbeit sicher. Das machte uns Mut. Piet hatte die Augen geschlossen. Als Baby plötzlich abhob und nicht mehr sprang und rüttelte öffnete er seine Augen und sah zu seiner Kaffeemaschine. Sie hing noch da. Raffael holte jede Menge Papiere aus seiner Ledertasche und verglich sie mit Tabellen in seinem Tablett. Ich glaube wenn wir Glück haben ziehen wir in zwei Tagen dicken Fisch an Land, sagt er. Na ja, das Übliche. Medikamente, Chemikalien, Fässer. Er lachte.Kommen aus China.

Piet trocken, hoffentlich wirken die.

Birger zog Fahrwerk und und Landeklappen ein und checkte die Armaturen. Er war ganz in seinem Element. Hätte nicht gedacht das er das bringt. In einem anderen Leben wäre er bestimmt auch ein guter Wikinger geworden. Als wir auf dreitausend Fuß waren schnallte er sich los und sagte zu mir, ich glaube Piet braucht jetzt einen Kaffee. Du auch ?

Was ist mit einem Cognac?

Später.

Die Jungs kamen alle mit ihren dampfenden Bechern nach vorne und drängelten sich im Cockpit. Ich roch ihren Schweiß und sah wie das Sonnenlicht ihre Seelen aus ihren Gesichtern formte. Sanft, jeder eine einzigartige Seele, für ewig einsam, aber in diesem Moment frei wie ein Vogel aus Glas. Piet hatte Birger’s Wickingerhelm nach vorne geschleppt und setzte ihn auf Birgers bärtiges Haupt. Heute erlaube ich es Dir, sagte er. Steht im sagte ich. Wenn wir mit Birger und seinem Hut einmal in die Zeitung kommen werden wir berühmt. Die Flying Vikings.

Och nö, sagte Birger. Das möchte ich aber nicht. Das war doch etwas ganz anderes. Die hätten das auch ganz anders gemacht und nicht mit Flugzeugen.

Werner, ….. was den anders gemacht?

Na das. Mach mich nicht wieder wild.

Piet massierte Birger’s Nacken. Im Heck knackte und ächzte es. Oh, sagte Werner und hob schweige gebietend den Finger zum Mund.

Gott klopft, an sagte Piet und grinste dreckig.

Sind wir nun Wikinger oder nicht, fauchte Birger. Hört mal auf zu jaulen, die hatten auch nie Angst. Und die haben sich mit ihren Schwertern sowas von…..

Ich liebe euch Jungs sagte ich. Ich liebe euch wirklich aber haltet endlich mal die Schnauze. Und heute Abend machen wir ein drauf. Rafael kennt eine Hotelbaar mit tollen Girls in unserem Alter.

Deinem Alter sagt Werner, das wollen wir jetzt mal festhalten.

Ich bin dabei ,sagt Birger. Wenn die Tür hält. Nochmal suche ich sie nicht.

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