Schubladen sind wie Seelen

Long time no see

Wenn man sie aufmacht und immer tiefer gräbt findet man Dinge die lange vergessen sind. Im Augenblick durchforste ich meinen Papierschrank und bin auf Spurensuche. Bilder für eine Erotikausstellung in Paris vom Delcour Verlag.  Technik. Mit Öl, Ölkreide und Stifften. Teilweise auch mit Airbrush und Schablonen. Habe damals eine Menge versucht.

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Ihr werdet gemerkt haben, das es mir oft nicht so auf die Präzision ankommt sondern auf die Seele. Ich halte es nach wie vor für eine der wunderbarsten

Möglichkeiten der Malerei die Dinge zu übersetzten. Eine fast fotographische Wiedergabe hat bestimmt seinen Reiz. Wie hat er das Gemacht? Aber dabei

beschränkt sich die Kunst offt sehr auf das Photoshop Handwerk, weniger auf die hintergründige Aussage. Für Serienarbeit halte ich den Computer für mich  inzwischen für unumgänglich. Aber ab und zu mit Pinsel und Fingern zu arbeiten, mit Farbe, die Verwandlung des Materials zu beobachten, überhaupt zu begreifen was dort vor einem passiert wird einer meiner wichtigsten Momente bleiben.

Materials zu beobachten

Und das tolle. Mann kann ein handmade Bild nicht aus versehen löschen.

Comments
10 Responses to “Schubladen sind wie Seelen”
  1. Robert sagt:

    ich hab mir den Daddy jetzt mal geholt und gelesen. Eigentlich wegen dem extrem geilen Cover. Szenenweise fand ich den Band extrem heavy dann wieder etwas zu geradlinig.

    Warum ich das hier jetzt schreibe, wo das eigentlich gar nicht hingehört. :=))
    Der Grund ist folgender: Irgendwie wünsche ich mir ein Comic von dir, das ein wenig zurückhaltender wäre. Nicht so extrem direkt, dass aber trotzdem unter die Haut geht.

    Die Bilder oben schrecken mich ja eher von weiblichen Geschlecht ab als es mich anzieht. (vor allem die ersten beiden)

    Irgendwie schwebt mir so eine Mischung aus Pedrosa und Schultheiss vor. Weit hergeholt, ich weiß.

    • Matthias Schultheiss sagt:

      Ja mein Lieber. Die Frauen. Jeder hat so sein Abschreckungsmodel. Obwohl ich im Laufe meines Lebens gelernt habe, das es ab und zu gerade zu den Menschen die einen abschrecken eine versteckte Faszination gibt. Ich will Dir damit wirklich nichts unterstellen. Ich sage damit nur das das ein faszinierende Thema ist und ich dazu schon eigenartige Dinge gehört und erlebt habe.
      Diese Geschichte die Du Dir von mir wünscht, so genau weiß ich nicht was du meinst. Aber es gibt volgende Bücher von mir, die deinem Wunsch vielleicht nahe kommen. „Stromer“, „Night Taxi“ und „die Reise mit Bill“. Ich habe auch einige weitere Ideen in dieser Richtung doch leider zeigt mir die Erfahrung, das sich harte Geschichten wie Haie von Largos besser verkaufen. Da der Job eh nicht so prickelnd bezahlt wird denke ich da natürlich an Quote. Und das Gradlinige, na ja, ab und zu ist es eben so. Ich bin nicht immer für Geheimnisse, Doppelbödigkeit oder interlektuelles Herumgetanze. Keine Diskusion sondern Pump Gun tut ab und zu ganz gut. Vielleicht gefällt Dir ja der Neue, „die Frau auf dem Fluss“.
      In Frankreich kommt er im Herbst raus, bei Splitter haben sie es für dieses Jahr vergeigt.

      • fulbecomics sagt:

        Zu Deiner Aussage „Da der Job eh nicht so gut bezahlt, denke ich da natürlich an Quote“ möchte ich hinzufügen, daß Du ja auch deswegen via Frankreich produzierst., wie Du an anderer Stelle bemerkt hast. In Deutschland Comics zu produzieren geht eben garnicht, da sind wir Entwicklungsland. Warum ist das so ? Habt Ihr Künstler dafür eine Erklärung ?

        • Matthias Schultheiss sagt:

          Na ich kann nur für mich sprechen. Ein Französischer Freund sagte mal in Angolem. Der Unterschied zwischen den Franzosen und den Deutschen ist, das die Französischen Leser beschließen was Kunst ist. Ihr Deutschen bekommt es von oben vorgeschrieben und ihr freßt es auch noch. Da ist was drann wenn ich das ewige hofierte Gelaber eines Günter Grass höre. Eim mittelmäßiger, nichtsagender Schreiber. Und die Glocke von Schiller ist natürlich auch rasend gut. Aber bezeichnend ist eben, das Unterhaltung in Deutschland einen schlechten Stellenwert hat, es sei den er ist belehrend und Kulturvermittelnd. Was das auch immer sei. Vielleicht ist es auch eine Vermächtisse Hittlers betreffend entartete Kunst. Obwohl ich glaube das ist zuviel der Ehre. Sieh dir nur an was hier kulturell vorgeht. Die Eliten stützen die ewig alten Kamellen. Es wird subvensioniert das einem die Tränen in die Augen treten. Jeder Mist wird hochgepeppelt aber etwas wirklich originelles gibt es nicht. Aber das ändert nichts, das Comic nach wie vor ein geächtetes Medium ist. Eben für dumme die nicht lesen können. Ich hatte früher einen Bekanntenkreis über die Schule meiner Tochter. Alles gehobenes Bürgertum. natürlich wollten sie auch wissen was ich mache. Comic? ach sie zeichnen Micky Mouse….? Mehr war nicht drin und dann war ich für die Bande schon als gleichrangiges, soziales Mitglied dieser Völkergemeinschaft gestorben, Und das ist bis heute so geblieben. Habe ich es nicht mit jungen Menschen zu tun die zumindest Manga Erfahrung haben ist es der gleiche glotzende Blick des Nichtverstehens. Egal ob Arbeiter, Bauer ,Angestellter oder IT Manager. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Außer vielleicht ein Geheimtip. Mache ein Comic über Minderheiten, Verfolgte, die Schuld der Deutschen, die Gnade der zu spät gebohrenen. Rege dich darüber immer noch auf, sei betroffen oder setze dich in Brand. Es wird vielleicht jubelnde interlektuelle geben die den Comic mal wieder neu für sich entdecken. Trotzdem denken sie es ist ein Ableger von Mickey Mouse. Dann könntest du vielleicht auch als Comiczeichner das Glück haben das du in der Presser erwähnt wirst.

  2. Robert sagt:

    Vielleicht hab ich mich da etwas missverständlich ausgedrückt. Die Pump Gun will ich dir ja gar nicht ausreden, aber diese abschreckenden Bilder. Wenn ich mir ein Comic mit Sexszenen anschaue, dann sollten mich diese nicht abschrecken. Bei manchen deiner Comics ist das für mich so. Ein Beispiel das jetzt nichts mit Sex zu tun hatte. Bei Daddy waren viele Sachen wirklich gut aber dann muss Jesus auch noch Drogensüchtig sein und der Gnom muss Hitler sein. Wobei der Hitler ja durchaus lustig war. Die Drogensucht war mMn aber aufgesetzt oder zuviel in Szene gesetzt. Wobei ich die Farben extrem geil finde und auch den Zeichenstil und ich deine Werke immer wieder gerne lese. Für mich ist da die Wahrheit über Shelby so der Favorit von dir. Da ist alles nicht so extrem.

  3. Matthias Schultheiss sagt:

    Ich weiß jetzt was Du meinst. Ich versuche es zu erklären. Erstens gibt es natürlich verschiedene Möglichkeiten einer dramaturgischen Verarbeitung. Die ist auch oft persönlich gefärbt. Wenn ich mir das gerade bei Daddy jetzt anderst vorstelle- der Drogensüchtige ist ja sehr plakativ und auch schnell erklärt. Würde ich ihm jetzt andere Eigenschaften geben, die gemäßigter sind, scheiden Drogen jetzt schon erstmal aus. Was könnte es dann sein, was seine Verletztheit und Verzweiflung zeigt? Mir fällt da im Augenblick nichts wirklich heftiges ein. Aber wenn Du eine Idee hast, interessiert sie mich. Auf jedenfall denke ich, wird es schwerer zu vermitteln sein. Das Plakative hat den Vorteil das ich es mit wenigen Strichen darstellen kann. Die Bilder sprechen für sich. Und Comic ist, wie ich schon sagte auch eine ökonomische Arbeit. Jedenfals für mich. Ich habe da viel vom Film gelernt. Die Dinge müssen sofort zünden, sonst sind sie wie ein schlecht erzählter Witz. Aber letztendlich, war eben die Droge das sicherste Zeichen für einen zerstöhrten Menschen. Jemand der am Leid zerbrochen ist. Vielleicht, das kommt mir jetzt, könnte er sich schneiden. Aber das hat für mich einen pupertären Anflug. Scheidet aus. Kurz ich find es so, auch auf Grund dieser aberwitzigen Geschichte, das Jesus noch hier weil und im Hader mit seinem Vater lebt schon angemessen. Das ist wie gesagt meine persönliche Meinung wie es auch die ganze Geschichte ist. Aber ich bin neugierig, was Du stadt dessen für eine Idee hättest.

  4. Robert sagt:

    Ich will da ja nicht nur kritisieren. Ich fand die kleinen Zeichnungen zb extrem gut. Da hat es mich manchmal auch verzogen, aber die waren so wirklich in die Geschichte reingestreut. Das war famos.

    Der drogensüchtige Jesus war schon ok. Nur war dann alles irgendwie zuviel. Das dann der Dealer noch Hitler ist zb. Der dann ein Zwerg und von Gott begnadigt.
    Dann noch Jesus als völlig fetten Jesus darzustellen. Vielleicht hat mich auch das gestört. Ich kenne keinen einzigen fetten Drogensüchtigen. Das glaub ich ist es.
    Jesus müsste als schwer drogensüchtiger komplett abgemagert dargestellt werden.
    Vielleicht noch mit den blutenden Stigmatas. So in etwa. Das wäre mir logisch erschienen. Jep das ist es. Meine eigene logische Denkweise war mir da im Weg.

    Ein Jesus der heilt und Kinder vom Tod rettet. Ja das wünschen wir uns alle. Ein Jesus der die Welt rettet. Nur mag er halt nicht. Weil er es selbst nicht mehr versteht. Weil er auch den Glauben verloren hat. So wie wir alle halt. Und Gott sei Dank hast du kein Happy End gezeichnet. Die Idee zum Comic war grandios. Ehrlich.

    Und wie du schon geschrieben hast. Die Bilder sprechen für sich. Fast alleine.

    • Matthias Schultheiss sagt:

      ja das mit Drogensucht und Mager stimmt. Auf jedenfall bei den Extremen. Aber der Weg dorthin dauert. Und ich wollte das Christus trotz allem ein mächtiger, angsteinflößender Mann ist. Er ist ja auf jeden Fall Gottes Sohn. Also nehme ich mir die künstlerische Freiheit um für die Optimierung der Story etwas zu schummeln. Danke für deinen Diskusionsbeitrag. Hilft immer zu einer durchaus notwendigen Reflektion zu kommen.

    • Matthias Schultheiss sagt:

      Das dich das Bild umhaut bestätigt mich. Ich fühle genauso aber die Frage ist, kann ich das was ich fühle vermitteln. Also das freut mich riesig. Ich sage Dir mal was, was ich bisher noch nicht geäußert habe. Mein Kopf ist voll dieser Psychobilder die einfach wouw machen und blitzschnell eine Stimmung, eine Geschichte vermitteln. Am liebsten würde ich nur solche Bilder malen. Vielleicht einen kurzen Text und dann ist fertig. Der Comic erzählt ja auch Geschichten, aber er hat leider auch viele Bilder, die nur dazu da sind die Geschichte zu transportieren. Am liebsten würde ich anderst herum machen. Eine gute Geschichte gut erzählen und nur Bilder für die Stellen die sich wirklich zum Luftholen anbieten. Also, du hast einen wunden Punkt bei mir getroffen. Aber ob für diese Art der Bilderliteratur ein Markt besteht, kann ich nicht ermessen. Mir „Quarz“ das ich in dem Block schon ansatzweise vorgestellt habe habe ich so einen Versuch gestartet. Wird auch weitergehen wenn ich Lambert die letzten 5 Seiten und den Titel fertig habe.

  5. Robert sagt:

    Also wenn du diese kleine Bilder in einen Roman „reingestreut“ hättest, hättest du sicher massiv Aufmerksamkeit erregt. Wenn ich mir vorstelle man schreibt so eine kleine, feine Geschichte und dann sind diese Bilder der Hintergrund (nicht groß, sodern in der gleicher Größe wie bei Daddy) der Text davor der die Bilder teilweise vielleicht sogar verdeckt. Das könnte ich mir wirklich gut vorstellen. Ob da ein Markt besteht bezweifel ich aber auch. Aber mit einem solchen „Büchlein“ mit „diesen“ Bildern. Das wäre schon ein echter Hammer. Ich könnte mir echt vorstellen, das man damit massiv Aufmerksamkeit erregen könnte. Und wo Aufmerksamkeit da ist könnte auch der Markt kommen.

    Allein die Vorstellung du liest und liest und dann beim umblättern so ein kleines (nicht ins Auge drängendes) Bildchen. Mein Gott. Da würde es viele verziehen.

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